Aus der Geschichte unserer Kirchengemeinde und der St.-Marien-Kirche

Bei der Suche nach Informationen über die Entstehung der Lammer Kirche bin ich im landeskirchlichen Archiv auf Unterlagen aus der Turmkugel gestoßen. Interessant zu lesen ist, dass Bauangelegenheiten nicht nur ein Thema des jetzigen Kirchenvorstandes sind, sondern die Kirchengemeinde seit der Errichtung der Kirche begleiten.

Der Kirchturm war während des Einmarsches der Amerikaner am 11. April 1945 beschossen und beschädigt worden. Aus Mangel an Materialien konnte mit den Reparaturarbeiten erst im Sommer 1949 begonnen werden. Am 25. Oktober 1949 wurde die Kugel und Wetterfahne von Turm genommen. Dabei stellte sich heraus, dass die 1860 angefertigte Turmkugel, 50 cm breit und 60 cm hoch, an vielen Stellen Durchschüsse aufwies und stark von Rost zerfressen war.

Pastor Otto Gropp, der damalige Pastor von Denstorf und der Filialgemeinde Lamme berichtet:
„Die 1860 eingelegten Schriftstücke von Pastor Rohde waren damals in eine kleine Blechkassette eingeschlossen, die aber gleichfalls von Rost zerstört war, so dass die Schriftstücke herausgefallen, zerstückelt und aus der beschädigten Kugel heraus verloren gegangen sind. Einigermaßen erhalten ist nur ein altes Adressbuch von Braunschweig und eine Niederschrift des Pastors Rohde aus dem Jahre 1860. Diese Niederschrift weist mehrere Löcher auf.“

Eine Abschrift dieser Schriftstücke, datiert auf den 11. Nov. 1949, hat Pastor Otto Gropp angefertigt, die von ihm selbst und den Kirchenvorstandsmitgleidern Otto Rover und Erich Rautmann unterschrieben ist. In dieser von ihm angefertigten Abschrift von 1860 ist zu lesen:
„Die Kirche zu Lamme war im Jahre 1824 nach einem Plan des Kammerbauinspektors Liebau zu Braunschweig neu erbaut und am 31. Oktober desselben Jahres durch den damaligen Pastor Warnecke zu Denstorf und Superintendent Hieronimi zu Timmerlah eingeweiht. Es zeigten sich in der Folge viele und bedeutende Mängel dieses Baues, vornehmlich in der Bauart des Turmes, in dem bei Regenwetter das Wasser in die Öffnungen des Turmes drang und viel Schaden in dem Inneren der Kirche herbeiführte. Mehrfache Versuche, diesem Übelstande abzuhelfen, blieben ohne den erwünschten Erfolg. (...)
Es war für den Bau ein günstiges Ereignis, dass derselbe von den Behörden dem kenntnisreichen und geschickten Architekten Kreisbaumeister Krahe zu Braunschweig übertragen, der nach dem von ihm entworfenen Plan einen neuen Turm hat aufführen lassen von 38 Fuß Höhe. Durch diesen Neubau wird das Eindringen des Regens beseitigt.“
Am 12. November 1949 wurde eine neue Turmkugel in der Größe der alten zusammen mit einer neuen Wetterfahne von Paul Bolz in Denstorf aus Kupfer gefertigt auf der Turmspitze angebracht.

Pastor Gropp führt in seinem Schreiben auch die Zusammensetzung des Kirchenvorstands und der Gemeinderates im Jahre 1949 auf. Der Kirchenvorstand bestand aus den Herren 1. Otto Röver, 2. Erich Rautmann, 3. Otto Bratherig, 4. Friedrich Winkler, 5. Reinhard Voges, 6. Theo Wasmus, 7. Max Reimann, 8. Artur Andersson
Der Gemeinderat bestand aus den Herren 1. Bürgermeister Erich Rautmann, 2. Stellvertreter des Bürgermeisters Werner Meyer, 3. Otto Liekefett, 4. Friedrich Winkler, 5. Fritz Groppe, 6. Ernst Keunemann, 7. Hermann Bratherig, 8. Ernst Assmann, 9. Benno Mertins.

Herzlich danken möchte ich Herrn Ulrich Tamm, der mir sehr behilflich war, die alte Sütterlinschrift zu entziffern.

Bernhard Kiy, Pfarrer an St. Marien zu Lamme, 05.2004